Selbstgesteuertes Lernen – ein radikaler Ansatz

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Die Lernenden selbst entscheiden zu lassen, was, wie und wann sie lernen wollen, ist seit längerer Zeit ein Thema, wenn wir von neuen Lernlandschaften sprechen (Linkedin-Learning ist z. B. eine davon). Hier werden die Gesetze der freien Marktwirtschaft auf Weiterbildung angewandt. Aber vor allem reagieren diese neuen Lernlandschaften auf die zunehmende Komplexität, Individualität und Agilität von (Welt-)Wissen und Lernbedarf.

Vor diesem Hintergrund macht es immer weniger Sinn, von außen genau festlegen zu wollen, was die Einzelnen in Lernumgebungen tun und mitnehmen sollten. Wir (Lehrende, Führungskräfte …) müssen den Sprung ins kalte Wasser wagen, Kontrolle ab-geben und Risiken ein-gehen. Es geht um Empowerment der Lernenden im Gegensatz zu "kuratiertem", geführtem Lernen, anders als die "Entmündigung" oder „Gängelung“, die wir häufig bei schulischem Lernen erlebt haben.

Wenn wir allerdings einen genaueren Blick auf die meisten Trainings oder E-Learnings innerhalb dieser neuen Lernlandschaften werfen, sehen wir ein anderes Bild. Im Grunde hat sich hier wenig bewegt: Weiterhin sind viele E-Learnings und Trainings so strukturiert, dass jede*r das Gleiche lernen sollte, unabhängig von Vorwissen, persönlicher Situation, Bedarf oder Lernzielen. Sie laufen „vor-definiert“ ab – (Nix mit Selbststeuerung, Individualität oder Empowerment ...).

Wie kann das aussehen, wenn wir Empowerment und Selbststeuerung von Lernenden ernst nehmen und radikal zu Ende denken? Wir würden den Lernenden das Steuer in die Hand geben und Lernelemente kreieren, die genauso agil und komplex sind, wie die Menschen, die sich darin bewegen. Wir würden mit Impulsen arbeiten, nicht mit vordefinierten Lernwegen. Wir würden Menschen so miteinander verknüpfen, dass sie von- und mit- einander interagieren, reflektieren und lernen können. Damit ließen sich insbesondere Fähigkeiten fördern, die wir bei traditionellen Lernformen nur schwierig greifen konnten, z. B. kooperative und kommunikative Fähigkeiten, Transfer und „Attitude“.

Zukunftsmusik oder machbar?
Mit AppReciate sind wir auf dem Weg diese Idee lebendig werden zu lassen.

Autorin: Gabriele Beitinger / Foto von Madison Oren auf Unsplash